DEM AUFRUF ZUR ÜBERNAHME EINER FÜHRUNGSPOSITION FOLGEN

Was ist eine Führungskraft? Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, eine derartige Aufgabe zu übernehmen? Lesen Sie die Meinung von Experten. 

Von Christopher Roman 

Was versteht man unter einer Führungskraft? Kann jeder die Aufgabe einer Führungskraft übernehmen oder muss man zur Führungskraft geboren sein? Diese Rolle einzunehmen, kann sich ganz unterschiedlich gestalten – insbesondere in einer Organisation wie Kiwanis, wo die Mitglieder von einem Netzwerk von Führungskräften unterstützt werden. Falls Sie Mitglied bei Kiwanis sind, haben Sie bereits den ersten Schritt unternommen, eine führende Rolle in Ihrer Gemeinde einzunehmen. Doch was geschieht im nächsten Schritt? Wann ist der Zeitpunkt für diesen gekommen? Wie können Sie sich weiterentwickeln und/oder zu einer Führungskraft werden?   

Wie lautet die Definition von „Führungskraft“? Wir haben einige Experten befragt. 

J. J. Peller

Laut J. J. Peller, einem Business Coach bei Carson Coaching, geht es Führungspersonen weniger um sich selbst als um andere Menschen. Vor seiner Tätigkeit bei Carson (2019) war Peller Coach, Referent und Trainer in seinem eigenen Unternehmen und bereiste das Land, um Vorträge zu halten und Vieraugengespräche mit Unternehmern zu führen. „Vor allem“, sagt er, „muss man erst einmal an sich selbst einen höheren Standard anlegen. Dann geht es darum, diesen Standard einzuhalten. Führungskräfte sind Menschen, die andere Führungskräfte entwickeln. Sie inspirieren, ermutigen und ermächtigen andere Menschen und statten sie mit den Mitteln aus, die sie benötigen, um ihr persönliches und berufliches Potenzial voll auszuschöpfen“, sagt er. Peller ist der Auffassung, dass es einer Führungskraft nicht darum gehe, der Boss zu sein, sondern darum, Menschlichkeit vorzuleben. 

Paul Palazzolo

Kiwanis International Past President Paul Palazzolo trat als Schüler im Jahr 1980 dem Key Club seiner Highschool in Springfield, Illinois, bei. Führungskraft zu sein, bedeutet für ihn die Fähigkeit, einen Bedarf zu erkennen und ein Team aufzustellen, das diesen Bedarf deckt. Er begann, Führungspositionen zu übernehmen, als er von Beratern seines Distrikts darauf angesprochen wurde. Zu diesem Zeitpunkt war es für junge Menschen schwierig, Führungspositionen zu bekommen. Palazzolo sah jedoch die Notwendigkeit, mehr junge Menschen zu involvieren. „Wir müssen uns von ausgereizten Initiativen trennen und etwas Neues auf die Beine stellen, das von mehr Relevanz ist“, sagt er. „Ein wichtiger Aspekt in der Kiwanis-Welt: Ihr Serviceeinsatz in der Gemeinde muss relevant sein.“ Palazzolo hat positive Maßstäbe gesetzt: Als lokaler Präsident, Lieutenant Governor und Distriktgovernor hat er den Menschen gezeigt, dass jemand, der 29 Jahre alt, berufstätig und verheiratet ist, immer noch Zeit genug hat, sich zu engagieren. 

Jan Hyde

„Als Führungskraft muss man die Fähigkeit besitzen, die Menschen gut durch Veränderungen zu lotsen“, sagt Jan Hyde, Vorsitzende des Distrikts Australien für Fortbildung und die Entwicklung von Führungskräften. „Als Führungskraft entwickelt man sich weiter, wenn man bereit ist, Flexibilität bei Veränderungen zu zeigen, wenn man Möglichkeiten schafft, diese Veränderungen umzusetzen, und wenn man in der Lage ist, andere Menschen mitzureißen. Laut Hyde, pensionierte Lehrerin, ehemalige Clubpräsidentin, Sekretärin, Lieutenant Governor und Distriktgovernor, ist man niemals zu alt, etwas Neues zu lernen oder neue Aufgaben zu übernehmen.“ Für sie ist die Arbeit mit Menschen wichtig. Durch die Förderung gemeinschaftlicher Entscheidungsprozesse, Coaching und Zuspruch wird eine gemeinsame Vision für die Gruppe geschaffen. Ein Beispiel: Als Hyde das Amt als Lieutenant Governor übernahm, war sie die einzige Frau in einem 15-köpfigen Vorstand. Neu und wissbegierig stürzte sie sich in ihre Rolle. Ihrer Meinung nach ist die Ausbildung am Arbeitsplatz der Schlüssel zu guten Führungsfähigkeiten.   

Argentina Davila-Luevano

Dank Argentina Davila-Luevano, letztjährige Past Lieutenant Governor der Division 26, Kalifornien, wachsen die Mitgliederzahlen in den spanisch sprechenden Clubs schnell. Sie ist seit mehr als zehn Jahren Mitglied bei Kiwanis und ist der Auffassung, dass unser Leben erfüllend ist, wenn wir anderen Menschen helfen, und dass Führungskompetenz bedeutet, sein Leben lang von anderen Menschen zu lernen. Aus diesem Grund hat sie immer wieder Führungsaufgaben übernommen: als Clubsekretärin, als Präsidentin und sogar als Gründungsmitglied des Kiwanis Clubs San Pablo. Außerdem besetzt sie Positionen in Vorständen und Kommissionen anderer Serviceorganisationen in der Region. Davila-Luevano zufolge sollte eine gute Führungskraft generell daran interessiert sein, anderen beim Erreichen ihrer Ziele zu helfen.  

Shawn „Spike“ Smith

Shawn „Spike“ Smith, Kiwanis-Mitglied in dritter Generation aus Pittsburgh, Pennsylvania, stimmt dem zu. Seit seinem Beitritt im Jahr 2015 hatte er mehrere Führungspositionen auf Club- und Distriktebene inne. Derzeit fungiert er als Präsident und Public-Relations-Vorsitzender des Kiwanis Clubs Sheraden und als designierter Lieutenant Governor der Division 5 im Distrikt Pennsylvania. Er erinnert sich an den Moment, in dem er mehr oder weniger gebeten wurde, zu einer Versammlung zu kommen – eine Einladung, die er dankend annahm. Laut Smith stellen gute Führungskräfte die Bedürfnisse anderer in den Vordergrund. Er folgt dem Servant-Leadership-Führungskonzept, indem er sagt, seine Aufgabe als Kiwanis-Clubpräsident sei etwas Größeres als er selbst. Unter anderem hat er den Workshop „LGBTQ and YOU“ für den Kongress 2018 des Distrikts Pennsylvania gestaltet. Seitdem fanden Präsentationen dieses Workshops auch auf anderen Kiwanis-Veranstaltungen und Rotarier-Clubversammlungen statt. Beim Kiwanis-International-Jahreskongress 2019 machte er den Vorschlag, den Schutz aller sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten schriftlich festzuhalten. So ist Kiwanis International zur ersten internationalen Serviceorganisation geworden, die ihre Richtlinien zur Nichtdiskriminierung auf diese Weise ergänzt hat.

Sieben Schritte auf dem Weg zu einer effektiveren Führungskraft: 

Egal ob Sie darüber nachdenken, eine Führungsposition zu übernehmen, oder bereits eine solche innehaben – sie können sich immer weiterentwickeln. Beachten Sie auf Ihrem Weg die folgenden Schritte:  

1. Machen Sie sich Ihre Motivation klar.    
Denken Sie einen Moment über die Vor- und Nachteile nach. Was würde geschehen, wenn Sie diesen Schritt nicht machen würden? „Aus welchem Grund würden Sie die nächsthöhere Führungsposition übernehmen, in der sie noch mehr Menschen helfen können?“, so J. J. Peller. „Verpassen Sie eine Chance auf persönliche Weiterentwicklung, wenn Sie sich für den bequemeren Weg entscheiden, anstatt eine Führungsposition zu übernehmen? Wenn wir auf Gelegenheiten treffen, die zu ergreifen Unannehmlichkeiten mit sich bringen würde, sollten wir sie als Möglichkeit sehen, stärker zu werden, uns zu entfalten und das Beste aus uns herauszuholen.“   

Während Sie in Ihre Position wechseln, sollten Sie sich an Ihre Mission erinnern, denn diese bestimmt Ihren Führungsstil. Um eine gemeinsame Vision zu schaffen, müssen Sie sich Ihrer Ziele bewusst sein, damit Sie andere mitreißen können.

2. Wagen Sie den Sprung.   
Kiwanis-International-Kongresse und Distriktkongresse sind ausgezeichnete Ressourcen. „Sie erhalten dort Anregungen und Ideen“, sagt Paul Palazzolo. „Egal ob Ihr Club einen guten Status hat oder nicht – wagen Sie den Sprung! Ihre Ideen könnten eine Veränderung bewirken. Kiwanis ist ein Verbund von Clubs, die Führungskräften helfen, ihre Vision umzusetzen.“  

3. Hören Sie einfühlsam zu.    
Zuhören ist keine passive Tätigkeit, sagt Peller. Für ihn ist es wichtig, jede auch noch so kleine Mission der Menschen, mit denen man arbeitet, zu verstehen, um ihnen dabei zu helfen, die einzuschlagende Richtung zu erkennen. „Hören Sie zu, damit Sie den Herzschlag und Puls der Menschen verstehen, denen Sie als Führungskraft dienen.“  

4. Kommunizieren Sie effektiv.    
Sie können Menschen nicht zusammenbringen und ein gemeinsames Ziel verfolgen, wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihre Vision zu vermitteln. Zudem benötigen Sie Zeit zum Überlegen, damit Sie eine Vorstellung davon haben, was Sie bis zum Jahresende in Ihrem Club erreichen möchten. Palazzolo schlägt Retreats (Rückzug aus dem Alltag) mit Ihren besten Leuten vor, aus denen Sie geeignete Führungskräfte ermitteln können. Durch Input, die Überarbeitung des Snapshots und die Kommunikation des Ziels wird Ihr Club erfolgreich sein. 

5. Beobachten Sie andere Führungskräfte.  
„Die Nähe Gleichgesinnter macht stark“, sagt Peller. Wenn wir uns mit anderen Menschen umgeben, die die gleichen Ambitionen haben, effektiver zu führen, verstärkt sich unser Wunsch, die notwendigen Fähigkeiten zu entwickeln.    

Laut Jan Hyde sollte man verschiedene Führungstypen beobachten – insbesondere die bei Kiwanis – und überlegen, welche Führungseigenschaften und welcher Führungsstil angewandt wird. Egal welche Position Sie besetzen, sammeln Sie so viele Informationen wie möglich. Sie können davon ausgehen, dass Sie viele Fähigkeiten direkt während Ihrer Arbeit erwerben. Laut Argentina Davila-Luevano sollten Sie alles lernen, was mit Ihrer Position zu tun hat. Führen Sie eine Selbstbeurteilung durch und identifizieren Sie Ihre Stärken und Schwächen.  

Halten Sie sich mit Podcasts, Büchern und anderen Ressourcen, die sich mit den Erfahrungen anderer Menschen beschäftigen, auf dem neuesten Stand. Wissen und Anleitungen von Führungskräften, die ihr Handwerk perfektioniert haben, stehen in verschiedenen Medien zur Verfügung.  

6. Werden Sie Mentor.    
Viele Menschen denken, sie müssten erfolgreich sein, um Mentor zu sein. Laut Peller stimmt dies keinesfalls: „Wenn Sie Erfolg als Weg von A nach Z betrachten und Sie sind bei D angekommen, können Sie Mentor für alle Menschen bei A, B und C sein.“   

Es ist die Aufgabe einer Führungskraft, weitere Führungskräfte heranzubilden. Wäre er nicht von anderen aufgefordert worden, sagt Spike Smith, wäre er nicht da, wo er heute ist. Seiner Meinung nach sollten Führungskräfte neuen Personen immer eine Aufgabe übertragen, damit sie das Gefühl haben, Teil der Organisation zu sein.   

Hyde zufolge sollten Sie ein Team aufbauen. Nehmen Sie die Hilfe dieses Teams an. Machen Sie eine Person ausfindig, die Ihnen beratend und unterstützend zur Seite steht. Wenn Sie in bestimmten Bereichen Hilfe benötigen, sollten Sie dies nicht als Schwäche sehen – sondern als Zeichen dafür, dass Sie offen für Veränderungen sind.  

7. Haben Sie einfach Spaß.    
Laut Smith ist die Aufgabe einer Führungskraft sehr wichtig. Man sollte jedoch nicht alles zu ernst nehmen. „Wenn man keine Freude daran hat, was man tut, sollte man aufhören“, fügt er hinzu. „Als Führungskraft bei Kiwanis hilft man den Helfern. Wenn man immer nur Geschäft, Geschäft, Geschäft im Kopf hat, hat man den wirklichen Sinn seiner Aufgabe verfehlt.“ 


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